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Petrus, der Fels

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von Pfarrer Thomas Gruber.

Als Jesus in das Gebiet von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger und sprach:
Für wen halten die Menschen den Menschensohn?

Sie sagten:
Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten.

Da sagte er zu ihnen:
Ihr aber, für wen haltet ihr mich?

Simon Petrus antwortete und sprach:
Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!

Jesus antwortete und sagte zu ihm:
Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Ich aber sage dir: Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird im Himmel gelöst sein.

Dann befahl er den Jüngern, niemandem zu sagen, dass er der Christus sei. Von da an begann Jesus, seinen Jüngern zu erklären: Er müsse nach Jerusalem gehen und von den Ältesten und Hohepriestern und Schriftgelehrten vieles erleiden, er müsse getötet und am dritten Tag auferweckt werden.

Da nahm ihn Petrus beiseite und begann, ihn zurechtzuweisen, und sagte:
Das soll Gott verhüten, Herr! Das darf nicht mit dir geschehen!

Jesus aber wandte sich um und sagte zu Petrus:
Tritt hinter mich, du Satan! Ein Ärgernis bist du mir, denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.

Darauf sagte Jesus zu seinen Jüngern:
Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es finden. Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt? Um welchen Preis kann ein Mensch sein Leben zurückkaufen? Der Menschensohn wird mit seinen Engeln in der Herrlichkeit seines Vaters kommen und dann wird er jedem nach seinen Taten vergelten.

Matthäus 16,13-27

Der Rombesucher, der die Basilika Sankt Peter im Vatikan betritt, ist stets sehr beeindruckt über diesen Kirchenbau. Gigantisch und künstlerisch unübertroffen bietet er sich dem Betrachter. Es haben die namhaftesten Künstler ihrer Zeit daran gearbeitet. Mit Raffael und Michelangelo seien nur die berühmtesten genannt. Dieses sakrale Bauwerk wollte beim Bau schon deutlich zum Ausdruck bringen, dass der Glaube an Jesus Christus ein „Fels“ ist.

„Du bist Petrus, der Fels, und auf diesem Felsen werde ich meine Kirche bauen.“
Diese Worte Jesu Christi an Petrus sind in riesigen Großbuchstaben auf Latein und Griechisch im Inneren der Kirche, wo der Heilige Petrus begraben und deshalb besonders verehrt wird, deutlich zu sehen. Sie geben klar vor, dass der Bischof von Rom, der Papst, als dessen Nachfolger in seiner vollen Leitungsverantwortung, ein „Fels“ ist.

Die Kirche wollte damals dieser besonderen Qualität ein Denkmal setzen. Die Kirche als „Großgemeinschaft“ unter der Führung des Papstes, des Bischofs von Rom, bildet ein unüberwindliches Fundament im Glaubensleben. Dabei finden sich in kleinen Details im großen Kirchenbau auch entscheidende Botschaften. Die Kirche wirkt in einer ersten Betrachtung sehr groß und dadurch auch protzig. Doch durch wichtige Fenster (das „Heiliggeistfenster“ ganz vorne) und aussagekräftige Bilder (das „Navicella-fresco“ im Eingang) wird die Rolle des Petrus klar auf den Punkt gebracht: „Ein Fels bist du nur dann, wenn du in Jesus Deinen Gott erkennst (vgl. Mt 16,18), und du dich in allem an ihn hältst, ihm Dein ganzes Vertrauen schenkst und dein Leben ganz nach ihm hin ausrichtest. Ohne Jesus wäre der Glaube kein Fels.“ 

Und das, ob man da beim „Petrus“ an den Papst denkt oder – in einer individuelleren Interpretation – an einen jeden von uns, der sein ganzes Vertrauen auf Jesus setzt und damit ein Fundament in seinem Herzen hat.

Wenn man dem Evangelium von „Petrus, dem Felsen“ seine ganze Aufmerksamkeit schenkt und im weiterliest (Mt 16,21-27), wird der Glaube als der Fels in meinem Leben noch entschieden genauer beschrieben. Jesus redet da – mit klaren Worten dem Petrus gegenüber – vom Kreuz. Wenn wir als Kirche und/oder wenn ich als Glaubender ein „Fels“ bin, dann werde(n) ich/wir als Fels nicht über diese Welt hinwegschweben. Die Kirche als Schiff ist kein Satellit, der über allem schwebt und sich völlig ohne Schaden über die Schöpfung erhebt. Das „Fels-sein“, ob als Glaubensgemeinschaft oder als Einzelner, stößt sich immer an den Kanten („Klippen“) dieser Welt. Das Kreuz musste auch Jesus tragenund durch das Kreuz wurde – mit Jesus – erst das Leben sichtbar.

Wenn Jesus von dem „Sich Verlieren“ und „Sich finden“ spricht, dann kann aus der Lebenserfahrung heraus gesagt sein, dass oftmals erst das „Kreuz“ einen zum wahren Leben führt, heraus aus einem um sich selbst kreisenden Egoismus. Auch die Kirche als Glaubensgemeinschaft schwebt nicht über dieser Welt oder lebt in einem elfenbeinernen Turm. Papst Franziskus sagt, auch die Kirche hat Beulen auf der Fahrt durch dieses Weltenmeer bekommen. Auch sie macht sich schmutzig in Gottes noch unvollendeter Schöpfung. Doch der Fels bleibt. Das Fundament ist mit dem Glauben an Jesus gelegt. Jesus gibt vor, dass er durch Kreuz und Tod in das Ewige Leben eingegangen ist. Das bedeutet, auch wir gehen im Glauben an ihn in das wahre Leben, das ewig ist.

„Wer sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.“ sagt Jesus im Evangelium. Wenn Rompilger die Katakomben der antiken Stadt besichtigen, sehen sie die alten unterirdischen Friedhöfe der frühen Christenheit, wo sehr viele Glaubenszeugen begraben wurden. Das heißt, dort finden sich die Gräber derer, die bei der Christenverfolgung durch das Römischen Reich für den Glauben hingerichtet wurden. Sie haben aber ihr Leben nicht „verloren“. Denn sie haben für Jesus gebrannt und ihr Leben für Gott gewonnen. Die Märtyrer gehören auch zum Fundament unseres Christlichen Glaubens. Denn für sie war der Glaube an Jesus Christus „innerer Fels“.