von Gemeindereferent Anton Huber.
Wir feiern heute den dritten Adventsonntag, der sogar einen eigenen Namen hat „Gaudete“ – „Freuet euch“!
Aber worüber sollten wir uns freuen in dieser dunklen Zeit? Nicht nur die Natur ist im Winterschlaf. Unser gesellschaftliches Leben wird gerade bestimmt von der Coronapandemie und den aktuellen Inzidenzwerten, die uns scheinbar unweigerlich in den nächsten „Lockdown“ führen mit allen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und persönlichen Konsequenzen. Auch in unserem pfarrlichen Leben müssen wir auf vieles liebgewordenes verzichten, gemeinsame Feste, Begegnungen und Gottesdienste absagen, die uns so wichtig waren.
Alles andere als ein Grund zur Freude.
Und doch passen die Lesungstexte dieses Tages genau in diese Situation. Die erste Lesung aus dem Buch Jesaja ist entstanden ungefähr 550 Jahre vor Christi Geburt in der Zeit, als das Volk Israel verschleppt worden war und schon viele Jahre im Exil lebte.
Die Botschaft erreicht die Menschen zu einer Zeit, in der die erste Generation der Verschleppten schon weitgehend verstorben war und die nächste Generation kaum noch Hoffnung hatte, nach Israel zurück zu kommen. In diese Trostlosigkeit kommt ein Keim der Zuversicht. Gott lässt seinem auserwählten Volk durch den Propheten ausrichten, dass seine Zeit in der Fremde zu Ende gehen wird und macht den Menschen Hoffnung:
Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe und alle heile, deren Herz zerbrochen ist, damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Gefesselten die Befreiung.
Jesaja 61,1
Gott hat sein Volk nicht verlassen, was viele schon geglaubt hatten. Und sie werden wieder nach Hause kommen, wenn die Zeit dafür reif ist.
Auch Paulus schreibt seinen Brief an die Thessalonicher in einer schwierigen Zeit. Die jungen Gemeinden der Christen wurden nicht nur von den Römern verfolgt. Viele, die Jesus noch zu seinen Lebzeiten begegnet sind, waren schon gestorben. Alle hatten noch auf sein angekündigtes Wiederkommen gehofft und waren zunehmend verunsichert, ob sie sein Kommen in Herrlichkeit noch erleben würden. Paulus mahnt sie, nicht vom Glauben abzufallen:
Löscht den Geist nicht aus!
1.Thessalonicher 5,19
Er gibt ihnen wertvolle Tipps, wie sie die schwere Zeit des Wartens überstehen könnten:
Prüft alles, und behaltet das Gute! Meidet das Böse in jeder Gestalt! Der Gott des Friedens heilige euch ganz und gar und bewahre euren Geist, eure Seele und euren Leib unversehrt, damit ihr ohne Tadel seid, wenn Jesus Christus, unser Herr, kommt.
1.Thessalonicher 5,21-23
Auch das erste Kommen des Messias wurde lange erwartet. Davon zeugt der Text des Evangeliums. Manche haben in Johannes dem Täufer den Messias gesehen, aber:
Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht
Johannes 1,8
Johannes war also auch einer, der den Menschen Hoffnung gegeben hat in einer hoffnungslosen Zeit. Hoffnung auf Befreiung von der Knechtschaft, Hoffnung auf Freiheit, Hoffnung auf ein besseres Leben.
Und wie geht es uns heute in der Pandemie, in einer Zeit der Einschränkungen und Verbote? Wie sehr ersehnen wir uns Zeichen der Hoffnung, bedroht von einer unsichtbaren Gefahr, eingesperrt durch Ausgangsbeschränkungen, gefangen in unseren Ängsten vor Ansteckung? Was gibt uns Hoffnung in dieser immer dunkler werdenden Zeit? Ist es die Aussicht auf einen Impfstoff? Oder spielt hier unser Glaube eine Rolle?
Es ist schon ein gutes Gefühl, im Gebet miteinander verbunden zu bleiben in der Gemeinschaft der Glaubenden. Es tut gut, zu erleben, dass keiner von uns allein ist und einer den anderen tröstet und aufrichtet in den dunklen Tagen unseres Lebens. Und die Heilige Schrift lehrt uns:
Gott verschwindet nicht, wenn wir in unserer Not nur noch Leere und Dunkelheit erfahren. Gott ist da, zuverlässig und treu – auch wenn wir selber glauben, von Gott verlassen zu sein. Er wartet auf jede und jeden von uns mit ausgebreiteten Armen. Und er schickt uns Mutmacher, die uns als Wegbegleiter unauffällig und hilfreich zu Seite stehen.
Darum dürfen wir uns freuen: „Gaudete“!