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Stürme des Lebens

von Gemeindereferent Anton Huber.

In jenen Tagen kam Elíja zum Gottesberg Horeb.

Dort ging er in eine Höhle, um darin zu übernachten. Doch das Wort des HERRN erging an ihn:

Was willst du hier, Elija?

Er sagte:
Mit leidenschaftlichem Eifer bin ich für den HERRN, den Gott der Heerscharen, eingetreten, weil die Israeliten deinen Bund verlassen, deine Altäre zerstört und deine Propheten mit dem Schwert getötet haben. Ich allein bin übrig geblieben und nun trachten sie auch mir nach dem Leben.

Der HERR antwortete:
Komm heraus und stell dich auf den Berg vor den HERRN!

Da zog der HERR vorüber:

Ein starker, heftiger Sturm, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, ging dem HERRN voraus.
Doch der HERR war nicht im Sturm.

Nach dem Sturm kam ein Erdbeben.
Doch der HERR war nicht im Erdbeben.

Nach dem Beben kam ein Feuer.
Doch der HERR war nicht im Feuer.

Nach dem Feuer kam ein sanftes, leises Säuseln.

Als Elija es hörte, hüllte er sein Gesicht in den Mantel, trat hinaus und stellte sich an den Eingang der Höhle.

1.Könige 19,9-13

Von einem starken, heftigen Sturm haben wir in der Lesung gehört, so stark, dass Berge zerrissen und die Felsen zerbrachen. Im Evangelium wirft ein heftiger Wind das Boot mit den Jüngern hin und her. Auch unser Leben läuft nicht immer in ruhigen Bahnen. Oft haben wir zu kämpfen mit dem Auf und ab, dem Hin und Her in unserem Dasein. Wir spüren es in unseren Beziehungen, wenn es Streit gibt und keiner nachgeben will. Wenn es Verletzungen gibt, weil sich einer ungerecht behandelt fühlt, manchmal sind auch Trennungen der letzte Ausweg, wenn sich keine gemeinsame Linie mehr finden lässt. Wie wenn Berge zerreißen würden fühlt es sich an, wenn ein Partner wegstirbt, egal ob jung oder alt, egal ob jemand überraschend oder nach längerer Krankheit stirbt, so erzählen es mir jedenfalls immer wieder Menschen in Trauergesprächen.

Auch in der Arbeitswelt läuft nicht immer alles rund. Wie sehr fühle ich mich in meiner Existenz bedroht, wenn mein Arbeitsplatz gefährdet ist. Hier kommt ein Gefühl auf, das dem der Jünger im Boot gleichkommt.

Ganz aktuell und für alle spürbar wirbelt die Coronakrise unseren Alltag kräftig durcheinander.

Wie gehe ich mit den Stürmen in meinem Leben um?

Bei Gesprächen um die Zukunft der Kirche habe ich in den letzten Jahren immer wieder den Satz gehört: „Den Menschen geht es zu gut. Erst müssen die Zeiten schlechter werden, damit die Leute wieder zum Glauben finden.“ Wie soll ich das verstehen?

Es fällt schon auf, dass jemand, der Erfolg hat, diesen auf seine eigenen Anstrengungen zurückführt. Schließlich heißt es im Sprichwort: „Jeder ist seines Glückes Schmied“. Alles, was ich bin und besitze, habe ich mir selbst erarbeitet und verdient, so ist die gängige Meinung. Dazu braucht es keinen Gott.

An diesen Gott erinnern sich viele Menschen erst dann, wenn es im Leben nicht so gut läuft, wenn zum Beispiel ein Unglück meine Planungen zunichte macht. Dann wird die Frage gestellt: Wie kann Gott so etwas zulassen? Oder, wie schon in den Psalmen geklagt wird: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen“?

Dabei sagt uns die Geschichte aus der Lesung: Gott findest du nicht Sturm oder im Erdbeben oder im Feuer. Gott ist da, wo du ihn nicht erwartest. Vielleicht muss es erst ganz still werden in uns und um uns, um ihn wahr zu nehmen.

Das Evangelium kann uns eine große Hilfe sein im Umgang mit den Stürmen unseres Lebens. Petrus ist auch so einer, der sein Schicksal lieber selber in die Hand nimmt – ein Macher. Als er Jesus auf dem Wasser gehen sieht, traut er sich, aus dem Boot zu steigen und einige Schritte auf ihn zuzugehen. Dann merkt er, dass er nicht aus eigener Kraft dieses Wunder bewirkt, sondern er sich auf einen anderen verlassen muss, er wird unsicher und geht unter. Und jetzt zeigt ihm Jesus, dass er seinen Freund trotz seiner Zweifel nicht untergehen lässt und ihn am Leben hält.

So ist auch uns in der Nachfolge Christi zugesagt, dass er uns im Auf und Ab unseres Lebens und im Hin und Her unseres Glaubens letztlich doch vor dem Untergang bewahrt. Diese wunderbare Erfahrung wünsche ich uns allen in den Stürmen unseres Lebens.