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Kirchweih 2021

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von Thomas Gruber.

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Mitchristen,
in der ganzen Welt feiert man wieder Kirchweihe, den sogenannten „Kirta“. Dieser Tag ist den vielen Kirchenbauten gewidmet, die ihren Weihetag nicht kennen. Alle diese Kirchen feiern sozusagen heute ganz pauschal ihren Geburtstag. Weil die Tradition der Weltkirche es seit dem 16. Jahrhundert so vorsieht. Seit 1866 ist dieses Fest für uns in Bayern eingeführt.

Es wäre zu kurzsichtig und viel zu oberflächlich, würde man heute nur einen Jahrestag zu einem Baujubiläum feiern. Der heutige Kirchweihtag darf uns in Erinnerung rufen, dass „Kirche“ wesentlich etwas anderes, oder besser formuliert, dass Kirche wesentlich MEHR ist als nur ein Bau aus Stein: Kirche ist eine Institution und eine gesellschaftliche Einrichtung. Dieses heutige Fest will unsere Vorstellung von Kirche weiten: Die Kirche ist mehr als nur „Organisation“. Sie ist mehr als nur eine Glaubensgemeinschaft. Sie ist sogar noch mehr als nur ein Ort, wo – edel formuliert – die „Schätze der Tradition“ bereitliegen.

Hinter dem Fest der Kirchweih steht ein riesiges Gebäude, das mit den Augen des Glaubens erfasst werden muss. Ein Gebäude Gottes, eine Gemeinschaft, die das Fundament nicht nur in der einfachen Zusammenkunft von Menschen hat. Es ist ein Haus, das auf Gott selber gebaut ist.

In der heutigen Lesung hörten wir König Salamo sprechen: „Ich habe dir, Gott, ein fürstliches Haus gebaut, eine Wohnstätte für ewige Zeiten!“. Diese aus der Chronik zitierten „Salomoworte“, spielen auf den Tempel von Jerusalem an, den großen Vorläufer der Kirche: Auch dieser war nicht nur ein steinernes Superhaus (30 Meter lang, 10 Meter breit, 15 Meter hoch), sondern auch ein Zeichen einer lebendigen Gottgemeinschaft. Die Tempelweihe ist so seit jeher Vorbild unserer Kirchweihe.

Unsere Kirche, liebe Schwestern und Brüder, ist mehr als nur eine Gemeinschaft. Sie ist stets auch ein geistiger Bau auf dem Fundament der Apostel und Propheten mit dem Grundstein (Schlussstein) Jesus Christus selbst. Diese aus dem „Effeserbrief“ stammenden Paulusworte drücken dieses MEHR erneut aus.

Die Kirche ist das Haus der „Gottgemeinschaft“ mit dem Menschen.

Die vielen Eigenschaften dieser Gottgemeinschaft sehen wir sogar an den vielen verschiedenen sichtbaren Bauelementen unserer Kirche hier aus Stein. Der irdische Bau ist ein Spiegelbild für die wirkliche Kirche. Ich möchte da einige Dinge der steinernen Kirche herausgreifen, um die wirkliche Kirche in ihren Eigenschaften zu verdeutlichen:

Der Turm
Er ist immer Wahrzeichen einer Kirche. Wie eine Antenne ragt er in den Himmel. Früher zumindest gab es nie etwas höheres. Unsere Gemeinschaft der Kirche ist in einer unsichtbaren Verbindung mit oben. Wir dürfen das Vertrauen haben, dass Gott mit uns auf einer Wellenlänge ist. In unserer Kirche hallt das Wort des Herrn. Zugleich ist er wie ein Finger, der zeigt, wo es lang geht: Unser Ziel ist immer ein höheres.

Das Portal
Die Kirchentür ist größer als normalerweise jede Eingangstür in anderen Häusern, die nur für Menschen bestimmt ist. Ein Zeichen der Offenheit: Gottes Ruf ist ein großer Ruf. Gott braucht eine große Tür, denn er will die Herzen aller Menschen.

Das Wort „Kirche“ übrigens kommt von dem griechischen Wort „Kyriake“, was soviel heißt wie „vom Herrn gerufen“ (das Wort Kyrie – Herr steckt da ja auch drin). Gott ruft in die Stille des Herzens eines jeden Menschen, auch wenn die Geräusche dieser Welt diesen Gottesruf immer wieder übertönen wollen; der Ruf Gottes ist wie eine offene Tür.

Der Taufstein
Er ist der Beginn dieses Hauses, das Weihwasserbecken weist daraufhin. Jeder, der in die Kirche kommt, bekreuzigt sich mit dem Wasser. Eine äußere, oft leider zu gedankenlose Geste, die doch so Wichtiges bedeutet: Wir sind vor Gott zur Reinheit berufen. Jeder Getaufte, der Mitglied der Kirche ist, darf so vor Gott stehen, wie er von Gott gewollt ist: Rein. Natürlich für uns in der Kirche immer auch eine innere Pflicht, diesem Auftrag gerecht zu werden

Und schließlich
Der Altar. Der Ort der Eucharistie.
Hier befindet sich dieser Schlussstein, von dem es immer heißt, er sei Christus. Hier wird die Gemeinschaft erst sichtbar. Er sieht aus wie ein Tisch, denn der Tisch ist immer auch in jedem Haus, der Mittelpunkt. Jede Familie, jede menschliche Gemeinschaft, braucht den Tisch um zu essen, zu trinken, zu reden, zu leben.

Jesus hat mit seinem Satz „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ am Gründonnerstag vor seinem Tod und seiner Auferstehung die Kirche geschaffen. Wir in unserer Kirche leben aus diesem Auftrag Jesu. Wer die Bibel richtig liest und sie auch richtig ernst nimmt, der erkennt in diesem Satz: „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ den Kern der Christlichen Botschaft. Mit diesem Satz weist Jesus selbst auf seine Liebestat hin, seinen Tod am Kreuz. Das „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ in der Eucharistie / der heiligen Messe ist die „Aktive Teilhabe“ an dieser Liebestat Jesus, die die Kirche schafft. Nicht unsere Leistungen, nicht unsere Moral, nicht unsere treue Pflichterfüllung der Gebote sind die Fundamente der Kirche. Es ist das Mahl der Eucharistie, das Mitte und Höhepunkt allen kirchlichen Lebens ist. Die Eucharistie ist die Einkehr Jesus in uns. „Jetzt ist in diesem Haus das Heil eingekehrt“, hörten wir im Evangelium vom Zachäus. Zachäus hat von all seinem Geiz und seiner Habgier losgelassen, als Jesus mit ihm Mahl hielt. Jedes Mal, wenn wir Eucharistie feiern, ist Jesus nicht nur da, sondern er gibt sich in Leib und Blut.
Und damit steht die Kirche und wir in ihr!

Liebe Kirchweihgemeinde von heute, die Kirche ist die lebendige Verbindung mit Gott – mit durchaus einmaligen Eigenschaften. Der heutige Tag möge uns wieder um so inniger verbinden – mit ihm und seinem Reich.

Amen!