von Pfarrer Thomas Gruber.
Liebe Schwestern und Brüder! Liebe Mitchristen am heutigen Christihimmelfahrtstag!
Warum gibt es eigentlich einen Christihimmelfahrtstag? Warum wird das „Weggehen“ Jesu eigens mit einem Feiertag belegt? Nur um einen Feiertag mehr zu haben, damit man noch Platz hat – für einen Vatertag oder ein Grillfest? Wie ist es überhaupt möglich, einen „Abschied“ zu feiern?
Dreimal wird in der Bibel von diesem Abschied, dem Himmelfahrtstag, berichtet: Im Lukasevangelium, in der Apostelgeschichte, die ja auch von Lukas stammt, und im Markusevangelium.
Dieser Abschied, den Jesus heute nimmt, ist wichtiger, als er auf den ersten Blick erscheinen mag. „Abschiede“ sollten generell nicht unterschätzt werden, jeder Abschied hinterlässt einen wichtigen Eindruck! Jesus hinterlässt noch wesentlich mehr: Er möchte uns Haltung und Hoffnung mitgeben!
Die Haltung, die heute von den Jüngern beschrieben ist, ist eine aufrechte Haltung. Das heißt, Jesus gibt uns heute eine aufrechte Haltung mit. Christsein in der Zeit, wenn wir auf Jesus warten, heißt „aufrecht“ und damit „aufrichtig sein“. Wie ist „aufrichtig“ zu verstehen?
„Aufrecht gehen“ wird gerne mit „würdevoll“ verglichen. Nicht mutlos den Kopfhängen lassen! „Kopf hoch“ und „schauen“, wo der Weg zu gehen ist.
So ist die „Devise“, die sich heute aus dem Evangelium und aus dem heutigen Fest sehr schön herauslesen lässt.
Wir Christen dürfen auch heute in einer durchaus mutlosen Zeit „Haltung“ bewahren. Wir begegnen wirklich vielem in der heutigen Zeit. Wir als Christen sind auch „Zeichen des Anstoßes“. Doch wir können Haltung bewahren; denn wir haben etwas zu bieten: Die „Hoffnung auf die Wiederkunft des Herrn“.
Die Jünger haben auf den Auferstandenen geschaut. Der erhöhte Christus, der mit Leib und Seele anwesende Sohn Gottes. Das heißt, unsere Haltung bedeutet nicht, sich jetzt einfach nur selbst Mut zu machen; mit unserer „Christlichen Haltung“ sprechen wir uns nicht nur Mut zu. Wir haben ein Ziel vor Augen, das jenseits von Geborenwerden, Essen, Geldverdienen, Kinderkriegen und wieder Sterben liegt, unser Ziel liegt jenseits unserer irdischen Erfolge. Jesus Christus ist der Garant, dass wir ein sicheres Ziel im Blick haben. Ein sicheres Ziel im Blick haben, heißt nicht, dass man immer sicher auf dem Weg gehen kann. Wenn ich das Ziel sicher sehe, kann der Boden, auf dem ich gerade gehe, immer auch schwanken. Das bleibt möglich. Das sagt uns sogar „unser Ziel“ selbst: Der Auferstandene ging selbst seinen Weg über Leid und Kreuz; doch so ist er zur Herrlichkeit der Auferstehung gelangt, sagt der Hebräerbrief (9,24-28;10,19-23)
Auch wenn wir wanken, auch wenn es uns immer wieder erschüttert, auch wenn wir immer wieder im Glauben (kleine) Niederlagen einstecken müssen, wir habe ein klares Ziel vor den Augen (unseres Herzens): Es ist die Auferstehung in Christus. Und Jesu Wiederkunft. Jesu Wiederkunft bedeutet für uns unsere Begegnung mit ihm – zum Zeitpunkt „des letzten Tages“. Wir werden ihm einmal ganz begegnen, und diese Begegnung können wir aufrecht vollziehen.
Oft wird er Mensch „krumm“, wenn es um Gott und seine Wahrheit geht. Oft ist der Mensch beladen und belastet, wenn er ehrlich auf das Leben schaut; doch Gott will, dass wir schon jetzt in einer aufrichtigen und aufgerichteten Haltung vor ihm stehen.
Achten wir auf unsere Haltung am heutigen Christi Himmelfahrtstag! Nicht verbogen und verkrümmt will Jesus das Leben schenken, sondern befreit und sicher, weil wir das Ziel der Auferstehung vor Augen haben. Amen