von Pfarrer Thomas Gruber
Diese Überschrift könnte man unserer jetzigen „Corona – gebeutelten“ Zeit durchaus geben. Denn „live“ erleben wir, was gerade um uns herum geschieht. Computer und Fernsehen geben von Stunde zu Stunde bekannt, was gerade in dieser „Coronakrise“ ansteht und abläuft. Verlangsamt hat sich die Zeit; doch das bedeutet nicht für jeden oder jede ein Innehalten! Es gibt die vielen „rasanten“ Aufgaben in den Krankenhäusern und Labors, oder es beschäftigen u.a. die beruflichen und wirtschaftlichen Turbulenzen, die Ängste erzeugen. Und sehr viele Menschenleben stehen auf dem Spiel.
„Wir sind jetzt ´live´ dabei.“ Es wirkt, als ob gerade ein „Science Fiction Film“ läuft, bei dem wir alle mitspielen. Nur mit dem Unterschied: Es ist echt! Und die ganze Welt und somit wir alle sind „live“ dabei. Wir erfahren und erspüren in der jetzigen Krise dieses Wort wahrlich ganz neu.
Der Gründonnerstag schildert auch eine Szene, die uns „live“ dabei sein lässt. Aber irgendwie doch ganz anders: Jesus feiert mit seinen Jüngern das Abendmahl und wäscht ihnen die Füße.
Wir feiern diese schöne Szene im Vorfeld zu Karfreitag und Ostern. All zu leicht sehen wir dies wie ein (wenn auch hoch religiöses) traditionelles Bühnenschauspiel an, wie oftmals auch das Leid, den Tod und die Auferstehung im Leben Jesu.
Die Heilige Messe sei heiliges Theater, also ein heiliges Schauspiel, das unser Herz bewegen soll und somit den Glauben stärkt. Mit dieser Ansicht gehen wir Glaubende häufig zu einem Gottesdienst. Doch die Worte Jesu „Tut dies zum meinem Gedächtnis“ haben eine noch größere und tiefere Bedeutung. Denn wir dürfen auch hier wissen: „Wir sind `live` dabei.“
In der Hl. Messe, die am Gründonnerstag seinen Ausgangspunkt hat, erfahren wir: Wir sind nicht einfach nur Zuschauer bei einem (bewegenden) Mitspielstück des Abendmahls Jesu. Da könnte man ja wieder aussteigen. Einfach aufstehen und gehen.
Nein, auch das „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ versetzt uns „live“ mit dem Leben Jesu in Verbindung, und er verbindet uns damit äußerst innig mit seinem Tod und seiner Auferstehung.
Sein „Leib werden“, weil wir ihn essen dürfen, können wir mit dem Satz „Wir sind mit Jesus `live` dabei“ neu verstehen. Wir gehen mit ihm mit. Jeder auf seiner eigene Weise. Doch immer in der Liebe, wie er sie uns gezeigt hat. Wir werden mit ihm durch die Auferstehung am Leben teilhaben, und zwar wirklich „live“.
In der Coranakrise sind es oft die Liveübertragungen, die die Bedeutung und das Gewicht der besonderen Situation unterstreichen.
Nicht nur der Papst in Rom. Am Palmsonntag hat zum Beispiel auch die Queen „live“ zu ihrem britischen Volk gesprochen, weil sie wusste, dass zu einer außerordentlichen Zeit auch ein außerordentlicher Aufruf gehört. Dabei ging sie in ihren Erinnerungen weit zurück und dachte an auch viele schwere Stunden ihrer Kindheit während des Zweiten Weltkrieges. Das Ende ihrer Rede war dann: „We will succeed“, „Wir werden erfolgreich sein. Und wir alle sind dann ein Teil dieses Erfolges“. Das gilt im Blick auf unser „Live-Erlebnis“ um so mehr am Gründonnerstag und damit zu jeder Eucharistie der Heiligen Messe: Jesus nimmt uns mit dem eucharistischen Geheimnis in den „Erfolg seiner Auferstehung“ hinein – nach all den Erfahrungen des Lebens.
Mit ihm sind wir „live“ am Leben („life“) dabei.
GOTTES SEGEN und Bleibt´s gsund.
Euer Pfarrer Thomas Gruber