von Pfarrer Thomas Gruber.
Wenn wir in besonderer Weise der Dreifaltigkeit gedenken, wenn wir also unseren „Einen Gott in Drei Personen“ ehren, mag schon die Frage auftauchen:
Könnten wir das nicht einfacher haben?
Ist es nicht reichlich kompliziert, einen Gott in Drei Personen anzubeten?
Es würde doch reichen, einfach an einen Gott zu glauben, der alles erschaffen hat, alles mit seiner alles umarmenden Liebe umfängt und alles auch wieder zu sich heimholt?
Es würde doch reichen, nur einen Gott zu haben, der uns einfach Gebote gibt, nach denen wir zu handeln hätten und mit deren Hilfe wir auch an einer besseren Welt bauen könnten?
Es wäre doch genug, in Jesus den Boten Gottes zu sehen, der uns von unserer Erlösung berichtet?
Doch, wir haben „Einen Gott in Drei Personen“, was schwerlich in den Kopf hinein will.
Wir glauben aber nicht an drei Götter – es ist ganz klar nur ein Gott!
Was soll das Ganze also mit den „Drei Personen“?
Will man mit diesem so komplizierten Glaubensgeheimnis nur ausdrücken, wie schwer Gott zu verstehen ist und wie dumm wir doch letztendlich vor diesem großen „Geheimnis“ dastehen?
Ist die Dreifaltigkeit nicht einfach nur ein christlicher Sonderluxus, damit wir noch geheimnisvoller vor allen anderen Religionen auftreten können?
Liebe Schwestern und Brüder!
Was ist auf diese vielen Fragen jetzt zu antworten?
Die Dreifaltigkeit ist kein Luxus des christlichen Glaubens!
Auch wenn viele meinen würden, dass Ganze könn(t)e auch ohne den Glauben an einen dreifaltigen Gott genauso gut laufen.
Doch da mag man sich täuschen:
Die Dreifaltigkeit ist keine Nebensächlichkeit. Sie ist eine, ja die zentrale Aussage unseres Glaubens – man muss nur wissen, wie sie zu nehmen ist.
Für uns Glaubende ist zunächst wichtig zu wissen, dass wir uns unseren Gott nicht ausdenken, geschweige denn machen können. Es stimmt: Wir mit unseren kleinen (also in Sachen „Übernatürliches“ limitierten) Geisteskräften können Gott nicht verstehen. Gott ist von unserer menschlichen Seite aus nicht erreichbar. Viele Menschen, man nennt sie „Agnostiker“, wollen und können oftmals nicht „glauben“, eben weil ihnen nur allzu bewusst ist, dass wir Menschen Gott mit unseren Gedanken nicht erreichen, geschweige denn erklären können.
Doch jetzt kommt das Geheimnis der Dreifaltigkeit ins Spiel:
Im Laufe der Glaubensgeschichte wurde allen, die an Christus glauben, bewusst, dass nicht wir von uns aus Gott erreichen können, sondern dass Gott uns Menschen mit Jesus Christus, seinem Wort und dem Geist der Liebe erreichen will und auch erreicht hat.
Die Christen haben Gott als einen Gott der Liebe erfahren: Die Schöpfung, das Leben im Glauben und die Erlösung durch Kreuz und Auferstehung sind für uns ein Ausdruck seiner Liebe. Die Worte des Evangeliums „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der glaubt, das ewige Leben hat.“ (Johannes 3,16) machen diese Erfahrung deutlich. Paulus unterstreicht das auch nochmal im zweiten Korintherbrief: „Gott ist die Liebe“ (2 Korinther 13,11b). Gott hat nicht nur die Eigenschaft der Liebe, sondern er ist die Liebe selbst. Hätte er nur die Eigenschaft der Liebe, dann würde es schon reichen zu sagen: Ja, unser Gott ist einer da oben im Himmel, der uns gelegentlich seine Liebesbotschaften sendet – und damit basta. Doch er ist die Liebe in seinem ganzen Wesen. So wollte er es uns selber sagen, und so haben es die Christen erfahren.
„Liebe sein“ heißt nicht, einfach mal eine Liebeslaune haben. Weil Gott die Liebe selbst ist, ist er in sich selbst dreifaltig: „Liebe selbst sein“ heißt, in sich selbst das „Lieben“ und das „Geliebt sein“ zu vollziehen: Gott Vater ist der Liebende und Gott Sohn der Geliebte. Das ist bei Gott nichts äußerliches, es gehört zum Innersten seines Wesens und Seins. Der Heilige Geist entspringt als „Band der Liebe“ aus dieser Urliebe zwischen Vater und Sohn. Der Geist ist damit die sich hingebende Liebe, die uns Menschen mit Gott und untereinander echt verbindet.
So kann man die Dreifaltigkeit als unser wichtigstes Glaubensgeheimnis annehmen und auch daraus leben.
Liebe kann ein Mensch nur durch Vertrauen und Glauben erkennen. Die Liebe kann ein Mensch nicht mit seinem Verstand wie eine Rechenaufgabe „lösen“ oder wie ein Gedicht „auswendig lernen“. Das geht nicht!
Wir Menschen können natürlich auch „lieben“. Da wir aber nicht perfekt sind, kann menschliche Liebe immer auch sehr enttäuschen.
Mit der Dreifaltigkeit gibt uns Gott aber einen Antrieb, die Liebe so zu leben, wie wir sie als Gottes Ebenbilder in uns tragen. Auch wir haben etwas an Dreifaltigkeit in uns. In uns drinnen ist das „Ich“, das liebt und zugleich auch schon das „Du“, das ich lieben kann und in uns drinnen ist das „Band der Liebe“: In uns drinnen ist ein Geist, der uns die Kraft gibt, aus der Liebe Gottes zu leben. Eine Liebe, die sich aufopfern kann.
Ich gebe zu, diese Gedanken sind für den Alltag sehr ungewöhnlich und reichlich kompliziert.
Doch sie sind unverzichtbar.
So „tickt“ Gott und so „tickt“ die Liebe.
Die „Physiognomie des dreifaltiger Gottes“ zeigt uns nämlich, dass die Liebe nicht egoistisch ist. Wäre Gott nur „Einer in Einer Person“, könnte man diese seine Liebe allzu leicht als eine egoistische Liebe sehen. Dann würden auch wir letztendlich nur aus einem „heimlichen Egoismus“ heraus lieben.
Wir aber sind Ebenbilder eines dreifaltigen Gottes; deshalb lebt in uns auch – trotz aller Begrenztheiten – prinzipiell die Fähigkeit, „dreifaltig zu lieben“. In uns ist nicht nur ein „Ego“, das lieben und angenommen sein will. Nein, in uns ist auch ein „geliebtes Du“ und die sich hingebenden Liebe.
Das ist das Geheimnis von Dreifaltigkeit – und unseres.
Ein bisschen geheimnisvoll bleibt das schon, aber auch wir Menschen sind und bleiben doch „Geheimnisse“. Wir sind nie ganz „gläsern“ – schon gar nicht in dieser Hinsicht und …
wir Menschen können lieben, so wie echte Liebe auch „funktioniert“, nämlich so wie Gott „tickt“: Denn er ist die Liebe und diese ist eben „dreifaltig“.
Ein bisschen schwer zu verstehen, aber irgendwie auch wieder völlig klar 🙂