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Die Taufe des Herrn

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von Pfarrer Thomas Gruber.

Johannes verkündete:
Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken und ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. Ich habe euch mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.

Und es geschah in jenen Tagen, da kam Jesus aus Nazaret in Galiläa und ließ sich von Johannes im Jordan taufen. Und sogleich, als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass der Himmel aufriss und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam.

Und eine Stimme aus dem Himmel sprach:
Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.

Markus 1,7-11

Wer von uns hat sie nicht? Ausweise, Kennkarten, Identitätskarten, womöglich einen Führerschein oder einen Mitgliedsausweis in irgendeiner Gruppe, einem Verein oder irgendeiner anderen Gemeinschaft.

Die bekannteste Kennkarte ist natürlich unser „Ausweis“, also für die meisten der Personalausweis, für Kinder der Kinderausweis. Man sollte ihn ja immer mit dabei haben. Er ist das sichtbare „Etwas“, das jeden Menschen (hier auf Erden) irgendwie in eine Staatengemeinschaft einordnet. Der Ausweis, ob Reisepass oder der Personalausweis, ordnet uns in ein größeres Ganzes ein. Er zeigt uns an, dass wir Rechte haben, die uns ohne großes Zutun zustehen. Er will natürlich auch ausdrücken, dass wir in der Gemeinschaft unseres Landes auch selbstverständliche Pflichten eingehen.

Liebe Schwestern und Brüder, zum heutigen Sonntag „Taufe des Herrn“ und zu diesem eben gerade gehörten Evangelium, in welchem wir von der Taufe Jesu durch Johannes den Täufer erfuhren, wage ich den Vergleich der Taufe mit einem Personalausweis. Die Taufe, so sagt es unser Glauben, ist das sichtbare Zeichen eines „unauslöschlichen Prägemals“ („sigillum indelibile“), das uns in unser Herz unsichtbar „eingelassen“ ist. Ähnlich einem Ausweis also tragen wir die Taufe als Zeugnis unserer Mitgliedschaft der Kirche und damit der Gemeinschaft mit Gott in uns.

Bei dem Vergleich ist vieles fast gleich. Die Taufe schenkt uns Zugehörigkeit. Wie ein Personalausweis ist uns die Taufe natürlich auch kein magisches Zaubermittel – in der Weise, dass wir dadurch willenlos verzaubert oder verhext werden. Rechte und Pflichten werden uns durch die Taufe ähnlich einer Staatszugehörigkeit auch verliehen.

Doch, liebe Mitchristen, natürlich gibt es in diesem Vergleich auch Unterschiede, die sehr wesentlich sind. Eine Staatszugehörigkeit ist im Vergleich dazu eher äußerlich und „gezwungen“, wenn wir es mit der Zugehörigkeit zu Gott vergleichen würden. Das Evangelium spricht davon, was die Taufe bedeutet: Wir hörten von der Taufe Jesu heute aus dem Markusevangelium (Mk 1, 7-11). Die Taufe ist bei allen vier Evangelien bezeugt, so wie auch der Tod und die Auferstehung in allen vier Evangelium bezeugt sind. Schon dieser (erste) Hinweis lässt es erahnen: Die Taufe steht in enger Verbindung mit dem Tod und der Auferstehung Jesu.

Jesus begibt sich zu Johannes. Johannes predigte eine Taufe, um eine innere Umkehr und echte Hinwendung zu Gott zu erreichen (Johannes war „Essener“, eine der damaligen Glaubensrichtung. Nicht alle Juden hatten die Taufe damals in ihrem Glauben verankert).

Wir hören im Gespräch zwischen Johannes und Jesus bereits, dass die Taufe mit Jesus etwas völlig neues und besonderes ist: Jesus geht auch ins Wasser, nicht weil er umkehren muss, sondern aus Solidarität mit allen Menschen, die eine innere Hinwendung zu Gott brauchen, und er lässt sich taufen. Der Himmel öffnet sich und eine Stimme sagt:

Dies ist mein geliebter Sohn an ihm habe ich Gefallen gefunden.

Markus 1, 11

In dieser Geschichte steckt damit die „Codenummer“ des Glaubens (also das Wesen des Ganzen)

Jesus geht aus Solidarität mit uns Menschen in den Tod (das Untertauchen in der Taufe ist ein Bild des Todes und Absterben der Sünden in uns), und mit dem Ruf Gottes und dem Herabkommen des Geistes zeigt Gott, dass er mit Jesus uns die Auferstehung schenken will.

Sicherlich ist das eine ziemlich „starke Botschaft“ an uns, das ist wahr, „überreich an Information“ für uns, die der Verstand nicht mehr fassen kann. Doch unser Leben steht in diesem Spannungsbogen von Tod und Leben. Der Glaube darf uns dabei sagen: Gott in seinem Sohn geht mit uns mit. Die Taufe Jesu zeigt uns schon heute den Weg seines Todes und seiner Auferstehung an. Mit dieser „Waschung“ stehen wir in ganz enger Verbindung zu Jesus und seinem vergebenden und lebendig machenden Geist.

Die Taufe ist damit eine „Kennkarte höchster Qualität“. Sie hat einen unsichtbaren Kern und will nicht nur Äußerlichkeit sein.

Mit der Taufe, so werden wir es auch in der Osternacht wieder aus der Lesung aus dem Römerbrief (6.Kap) erfahren, verbinden wir uns durch den Heiligen Geist mit Jesus: Er nimmt uns mit in den Tod, um uns zugleich auch wieder zum Leben zu führen.

Mit der Taufe und dem Glauben haben wir eine offene Tür zum Ewigen Leben – und jetzt in diesem Leben haben wir eine andere neue tiefere „Lebensqualität“:

Wesentlich mehr als bei einer Nationalitätszugehörigkeit haben wir einen großen inneren Schatz in unserem Leben: Es ist die Nähe Gottes durch sein vergebendes Wort. Diese Nähe brauchen wir.

Die Taufe als Personalausweis unseres Herzens zeigt uns einen anderen Lebensinhalt: Wir leben natürlich mit unseren Pflichten (= Gebote); doch hinter allem steht die Hand Gottes, die uns aus dem „Wasser der Unsicherheit dieses Lebens“ wieder heraussteigen lässt. Wir alle haben auf unserer Kennkarte das „Du mein geliebter Sohn (meine geliebte Tochter); an Dir habe ich Gefallen gefunden“ als Kenncode.

Was Schöneres kann auf diesem unseren Ausweis unseres Herzens stehen?