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Wo wohnt Gott?

  • Sonstiges
  • 5 Minuten Lesezeit

von Thomas Kirchmeier.

Liebe Hallbergmooser, liebe Goldacher, liebe Gottesdienstbesucher,

meine liebe alte Heimat, da, wo ich aufgewachsen bin!

Wo wohnt Gott?

Vielleicht habt ihr Euch auch schon diese Frage gestellt. Eine wichtige Frage, eine interessante Frage.

Auch der Autor Paulo Coelho schreibt über diese Frage in seinem Buch „Unterwegs“, in dem ein Wanderer durch die Welt reist und seine Erfahrungen aufschreibt.

Die Geschichte geht so:

Zwischen Frankreich und Spanien liegt ein Gebirge. Auf einem der Berge liegt ein Dorf namens Argelès. Von diesem Dorf führt ein abschüssiger Weg ins Tal. Jeden Nachmittag steigt ein alter Mann diesen Weg hinauf.

Als der Wanderer das erste Mal nach Argelès kam, nahm er nichts Besonderes wahr. Beim zweiten Mal sah er einen Mann, dem er nun immer wieder begegnete. Und jedes Mal, wenn er wieder in dieses Dorf kam, bemerkte er weitere Einzelheiten – die Kleidung, die Baskenmütze, den Stock, die Brille. Wenn er heute an das Dorf denkt, denkt er unwillkürlich auch an den Mann.

Ein einziges Mal hat der Wanderer mit ihm gesprochen. Scherzend fragte er ihn:
„Ob Gott wohl in diesen herrlichen Bergen um uns herum lebt?“
„Gott“, antwortet der alten Mann, „lebt überall dort, wo man ihn hereinlässt.“

Hier in Hallbergmoos und in Goldach wurde Gott zum ersten Mal in mein Leben gelassen. Durch meine Erziehung zu Hause durch meine Eltern und meine Großeltern. Bei den Ministranten, bei zahlreichen Fahrten, seien es Besinnungstage, nach Rom, nach Israel… zusammen mit Pater Baier. Ich denke auch an Uli Hofmann, den ich letzte Woche zufällig getroffen habe und Klaus Hintermaier. Mit Joachim Rauch, Julia Mokry, die heute auch anwesend ist, und mit Pfarrer Stefan Menzel bin ich noch immer in Kontakt. Die Zeit im Pfarrgemeinderat und meine Zeit als Mesner (Maria Bründl, ich danke dir!) gehört ebenfalls zu den sehr wichtigen Zeiten in meinem Leben.

Eine gute Zeit, eine Zeit, in der Gott und der Glaube schon eine wichtige Rolle in meinem Leben gespielt haben.
Besonders prägend war mein Jahr in Birkeneck bei den Herz Jesu Missionaren im Haus Chevalier.

Mein Umzug nach Freising war anfangs nicht leicht. Ich merkte, dass mir meine religiöse Heimat fehlt, die vielen Begegnungen und Gespräche. Durch ehrenamtliches Engagement als Vesperleiter am Dom, Kommunionausteiler und Klavierspieler bei Kindergottesdiensten in St. Georg wurde es langsam besser und vertrauerter.

Ich möchte heute „Danke“ sagen:
Dafür, dass ich eine gute Zeit in Hallbergmoos hatte, dass mein religiöses Leben wachsen und reifen konnte.
Dafür, dass ich an diesem Wochenende als frisch geweihter Diakon eingeladen worden bin.
Dafür, dass heute auch Schüler da sind und zum Teil auch ministrieren.
Danke auch vor allem an Thomas Gruber für seine Gastfreundschaft und die vielen herzlichen Begegnungen. Das tut einfach gut.

Alles Leben ist Bewegung. Alles wahre Leben ist Begegnung.

Martin Buber

Heute im Text, im Evangelium geht es auch um eine Begegnung. Im Tempel begegnen sich ein Pharisäer und ein Zöllner. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein.

Der Pharisäer, er macht eigentlich alles richtig, führt ein gutes Leben, fastet, betet zu Gott, er ist kein Betrüger, Ehebrecher, Räuber, und spendet sein Almosen.

Der Zöllner, er steht am Rand der Gesellschaft, er treibt das Geld ein für die Römer. Für die Besatzer. Wir kennen auch das Beispiel, wo der Zöllner mehr Geld einsammelt für die eigenen Taschen.

Der Eine steht in der ersten Reihe, der Andere in der letzten.

Aber es gibt auch eine Gemeinsamkeit: Beide Männer begegnen Gott. Sie lassen ihn herein in ihr Leben.

Was möchte uns Jesus mit diesem Gleichnis sagen?

Gott ist es nicht wichtig, dass wir in der ersten Reihe stehen. Obwohl der Pharisäer scheinbar alle richtig macht, stellt er sich vielleicht zu sehr in den Vordergrund und erhöht sich. Vielleicht reflektiert er sein Verhalten gar nicht mehr richtig und wird blind für sein wahres Ich.

Dem Zöllner ist aber seine eigene Unzulänglichkeit, sein Fehlverhalten schmerzlich bewusst. Mehr noch: Der Zöllner schielt nicht auf andere, schaut auf niemanden herab und vergleicht sich mit niemandem.

Er sagt ganz bescheiden: Gott, sei mir gnädig. Und das genügt.

In den Augen Jesu besser als das Sich besser wähnen oder Aburteilen.

Gott sei mir gnädig. Vielleicht auch einfacher gesagt: Gott, schau auf mich! Gott, schau wieder auf mich!

Zwei Menschen, zwei Lebensentwürfe, die unterschiedlicher nicht sein können. Und beide sind im Tempel, beide sind in Gottes Haus. Der eine schaut auf sein Leben und erlebt es dankbar als gelungen und sinnvoll. Der andere steht für alle, die gescheitert sind in ihrem Leben. Der eine formuliert schöne Dankgebete, der andere schmeisst Gott die Scherben vor die Füße. Und es ist gut so.

Gott wohnt da, wo man ihn hereinlässt. Sei es in der ersten oder in der letzten Reihe.

Amen!