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Gedanken zu Fronleichnam 2025

  • Sonstiges
  • 2 Minuten Lesezeit

von Pfarrer Thomas Gruber.

Das Zauberwort, um Fronleichnam zu verstehen (besser: verstehen zu lernen), ist das Wort „Teilen“. Lernten wir, richtig zu teilen, würde Gottes Wille in die Welt ganz in seinem Sinne hinausgetragen. So wie es an Fronleichnam der Fall ist, wenn wir mit dem Leib Christi auch wieder unseren Glauben und Überzeugungen auf die Straße und in die Gesellschaft hinein tragen.

„Wenn jeder gibt, der etwas hat, dann werden alle satt“, mag dabei der Merksatz und Sinnspruch sein. Ein Satz, den ein jeder und eine jede versteht. Der aber auch richtig gelesen werden muss. Würde man diesen Satz nur rein moralisierend verstehen, wäre er auch nur Ausgangspunkt von Ideologie und Konflikten – und damit Wegbereiter für Streit und Gewalt. Also Ausgangspunkt von Revolutionen, die die Welt verbessern wollen, aber den Menschen völlig vernachlässigen. Dort, wo nur um Gerechtigkeit gestritten wird, kommt kein echter Frieden in die Welt.

Teilen hat – um nicht nur „oberflächlich“ zu sein – eine Tiefendimension, die sich mit dem Wort „Mitteilen“ ausdrückt. Dort, wo das „sich Mitteilen“ fehlt, wird die Welt sprachlos. Jede Gerechtigkeit muss sich auch in ihren Wurzeln (bei Gott) und ihrer Bedürftigkeit (in dieser Welt) mitteilen. Ansonsten ist diese Gerechtigkeit nicht menschlich.

Keine Beziehung, keine Partnerschaft, kein Völkerfrieden hat Bestand, wenn nur stumm auf Gerechtigkeit gepocht wird. Damit Gerechtigkeit ihre Wurzeln findet, braucht es das Mitteilen aller Quellen der Gerechtigkeit: ehrliches Dasein, Bedürftigkeit und Verwundbarkeit. Damit sich – um es mit den Worten des Psalm 85 zu sagen – Gerechtigkeit und Friede umarmen (wörtlich: „küssen“) können.

Gott teilt sich nicht nur als Brot des Lebens – heute am Tag Fronleichnam – aus (siehe die „Wunderbare Brotvermehrung“). Er teilt sich auch mit – in seiner Bedürftigkeit (siehe die „Abendmahlsszene“). Das kleine unscheinbare Brot der Eucharistie in der Monstranz zeigt uns, dass das Leben in der Welt durch Leid und Tod einer „Bedürftigkeit“ unterworfen ist. Gott ist Mensch geworden, um dies ans Licht und damit zum Ausdruck zu bringen (siehe Johannesprolog).

Kein Mensch ist nur stark, nur im Recht, nur klug. Kein Mensch ist für sich unsterblich. Nur das Mitteilen der eigenen Schwäche, wie es Jesus durch sein Leiden am Kreuz ausgedrückt hat, führt zum Finden der echten Stärken. Diese Stärken haben in Gott ihren Grund (und ihr Ziel).

Wir Menschen können stark sein, wenn wir Gott unsere „Bedürftigkeit“ offen zeigen und damit seine Hilfe und Kraft finden. Wir sind leider nur Geschöpfe und haben auf dieser Welt daran zu leiden. Doch „sich mitteilen können“ in aller Schwäche würde unserer Welt das Teilen in Familie, Gesellschaft und Politik leichter machen. Und uns mehr vom wahren „Brot des Lebens“ spüren lassen.

Gott hat sich klein gemacht im Brot der Eucharistie. Er teilt sich an alle aus, damit die Welt satt wird, nicht nur „im Magen“ sondern auch „im Herzen“. Dann können sich Gerechtigkeit und Frieden auch „küssen“ (siehe Psalm 85).